W 124 hieß der Nachfolger, der im Spätherbst 1984 die Erfolgsstory fortsetzen sollte. Er hatte sich der leicht barock
angehauchten Stilelemente des bisherigen Modells entledigt und lehnte sich an den zwei Jahre zuvor erschienenen,
kompakten Mercedes 190 an. Mit flacher Motorhaube, geneigter Kühlermaske und einem hohen Heck mit strömungsgünstiger
Abrisskante hatte er die neue Designphilosophie des Hauses erstmals formuliert. Die ausgefeilte Aerodynamik schlug sich
im cw-Wert von 0,29 nieder. Auffällig neu gab sich das Heck mit seiner schräg angeschnittenen Kofferklappe. Im Herbst
1985 kamen die dazugehörigen T-Modelle auf den Markt, die nicht nur formal überaus gelungen waren, sondern zudem
gegenüber ihren Vorgängern an Ladekapazität gewonnen hatten. Auf Seiten des Fahrwerks lehnte sich die neue Mittelklasse
weiter an den 190 an, der mit seiner Dämpferbein-Vorder- und Raumlenker-Hinterachse Maßstäbe gesetzt hatte.
Die Vierzylinder-Benzinmotoren im 200 und im 230 E stammten noch von der Vorgänger-Baureihe, verloren aber in der bald
obligatorischen Katalysatorausführung vier PS. Auf den Vierzylindern gründeten auch die neuen Sechszylinder, und so
rotierte im Crossflow-Zylinderkopf auch nur noch eine Nockenwelle. Der kleinere Sechser im 260 E leistete mit
Katalysator 160 PS, der 20 PS stärkere 300 E erreichte mit 180 PS eine Spitze von nahezu 225 km/h. Neu waren auch die
Dieselmotoren in der Mittelklasse: Im 200 D arbeitete der für den 190 D neu entwickelte, 72 PS starke OM 601, der durch
das Anhängen eines fünften Zylinders zum 90-PS-Kraftwerk mutierte, das im 250 D seinen Platz fand. Als Sechszylinder
leistete er im 300 D bereits 109 PS, und als ein gutes Jahr später der Dreiliter-Turbodiesel 143 PS abgab, tangierte er
die magische 200-km/h-Marke.
Ein Novum erlebte die Mittelklasse mit einem Fahrdynamik-Konzept, das neben einem automatischen Sperrdifferenzial auch
den Vierradantrieb 4Matic umfasste.
Auch bei der Motorisierung tat sich einiges. Der letzte Vergaser, eingebaut im 200, wurde 1988 durch den Einspritzer
200 E zunächst ergänzt und 1990 ersetzt. Mit dem 300 E-24 startete die Vierventil-Ära. Diese Technik sollte sich in
allen Motoren durchsetzen. Im Oktober 1990 erschien der üppige 326 PS starke 500 E als absolutes Flaggschiff der
Mittelklassereihe, und zwei Jahre später sorgte ein 279 PS starker V8 im 400 E für kaum weniger Laune.
Zwei Facelifts hatte die W 124-Baureihe erlebt. Ab 1989 zierten flächige Verkleidungen die Flanken, und 1993 erhielt
die Motorenhaube den neuen, bündig eingelassenen Plakettenkühlergrill. Neben den schon traditionsgemäßen Coupés gab
es zudem erstmals seit dem Vorkriegs-170 V wieder eine Cabrio-Variante der Mittelklassen-Baureihe. Noch exotischer
blieben freilich ganz spezielle Limousinen: Auf Basis des 260 E und 250 D fertigte Mercedes-Benz ab 1989 auch eine
siebensitzige Langversion.
Quelle: 100 Jahre MERCEDES, Heel. |