Während es seit Jahren bereits eine S-Klasse gab, waren die anderen Baureihen ohne Namen geblieben. Das änderte sich im
Juni 1993: Zeitgleich mit der Präsentation der neuen C-Klasse wurde die überarbeitete mittlere Baureihe in E-Klasse
umbenannt und der Buchstabe E stand vor der Ziffernfolge, die seit jeher den durch zehn dividierten Hubraum nennt.
Freilich prägte sich der Nachfolger der E-Klasse ein. Mit dem Modellwechsel vom Juni 1995 wagte Mercedes einen großen
Schritt. Vom bisher eher zurückhaltenden Design – vielleicht mit Ausnahme der zeitgeistigen Heckflosse – hatte sich die
neue Mittelklasse der Baureihe W 210 gelöst. Die sensibelste Partie eines Autos, die Front, hatten die Designer einer
besonders gründlichen Verjüngungskur unterzogen. Mit vier elliptisch geformten Scheinwerfern beschritten sie neue Wege
und fanden doch eine harmonische Lösung im Zusammenspiel mit der traditionellen Kühlermaske. Mit dem coupéähnlichen
Heck, das einen kurzen Kofferraum-Ansatz bildet, wirken die Silhouetten der neuen Limousinen langgestreckt – und sind
doch nur 55 Millimeter länger als ihre Vorgänger. Auch erschienen sie deutlich breiter als sie sind. Inzwischen sind
selbst die Basisversionen großzügig ausgerüstet: Vier elektrische Fensterheber, wärmedämmendes Glas, hintere Türtaschen
und Scheinwerfer mit geschwindigkeitsabhängiger Intervallschaltung sind bereits in der Basis-Ausstattungslinie Classic
serienmäßig. Mit Elegance und Avantgarde stehen zwei weiter Optionen zur Wahl. Die Vieräugigen gingen zunächst mit den
vom W 124 ererbten Triebwerken in Produktion, neu war nur der Motor des E 230. Im März 1996 folgte der E 50 AMG dem
bisherigen E 500: Unter seiner Haube sorgte der auf 347 PS getunte Fünfliter-V8 der S-Klasse für ausreichend Leistung
in allen Lebenslagen. Im Februar 1997 endete die Ära der Reihensechszylinder. Neue Dreiventil-V6-Maschinen mit einem
Zylinderwinkel von 90 Grad ersetzten sie, die Typenbezeichnung E 280 und E 320 blieben allerdings: weitere Triebwerke
kamen hinzu. Gemeinsames Merkmal aller V-Motoren ist die Doppelzündung. Der im Vergleich schwachbrüstige E 200 glänzte
als E 200 Kompressor nach dem Einbau eines mechanischen Laders mit 163 PS und tatkräftigem Durchzug. Bei den
Dieselmotoren tat sich noch mehr: Der E 290 Turbodiesel setzte Anfang 1996 mit fünf Zylindern, Direkteinspritzung und
129 PS neue Maßstäbe in der Mittelklasse. Einer Spitze von über 200 km/h stand ein Verbrauch von unter 7 l/100 km
gegenüber, und im Frühjahr 1997 avancierte der neue E 300 Turbodiesel für kurze Zeit zur schnellsten Diesellimousine
der Welt – auch seine 330 Nm sorgten für Aufsehen. Mit unglaublichen 470 Nm toppte der E 320 CDI ab Sommer 1999 diesen
Wert nochmals erheblich. Er zeigt sich im Durchzug selbst großvolumigen Benzinern überlegen. Geräumige wie elegante
T-Modelle ergänzten im März 1996 die Limousinen. Im Sommer 1999 folgte ein Facelift: Die abgesenkte Frontpartie folgte
dem Stil des CLK, auch die Lufteinlässe und Stoßfänger sahen nach der Überarbeitung sportlicher aus. Mit anspruchsvoller
Technik und überdurchschnittlicher Wertbeständigkeit hatte die Mercedes-Mittelklasse seit jeher an der Spitze gelegen.
Dieses Spektrum hat die aktuelle E-Klasse um innovatives Design bereichert – und bewies so, wie dynamisch die Marke
inzwischen geworden war. So forderten die Plakate, die 1995 bei Start für die "Vieräugigen" geworben hatten, durchaus
zu Recht: "Sehen Sie Mercedes-Benz mit neuen Augen" |